Ich warte auf den — für mich — vielleicht letzten Flug dieses Jahres. Wieder einmal auf dem Weg zu einem Seminar, wieder einmal werde ich mitten in der Nacht ankommen und morgen früh ein Training geben. Wieder einmal werde ich ein paar Leuten das eine oder andere erklären, und wieder einmal werden nur wenige davon das Gehörte tatsächlich umsetzen.
Das alles gehört so zu meinem Beruf wie für Millionen andere Consultants weltweit. Es hätte mich auch heute nicht besonders zum Nachdenken gebracht, hätte ich nicht etwas ganz Verrücktes gelesen: Wenn man ein Jahr die 10 Kilometer zum Arbeitgeber nicht mit dem Auto, sondern mit dem Rad zurücklegt, spart das rund 350 kg CO2 ein – so viel wie auf einen Hin- und Rückflug von Frankfurt nach Wien für eine Person entfallen.
Ich kann gar nicht mehr so viel radfahren, um all das CO2 einzusparen, das ich in meinem Leben bereits verursacht habe. Jedes Jahr fliege ich geschätzte 100 Mal innerhalb von Europa hin und her. Damit würde ich es nicht einmal zum Lufthansa Senator schaffen — wäre da nicht der eine oder andere Flug in die USA oder nach Dubai. Doch wenn ich abends an der Senator-Lounge vorbeigehe, ist diese immer gestopft voll — selbst an einem Montagabend. Wir fliegen alle viel zu viel und bewirken damit nichts Gutes. Würden wir die Folgekosten des Reisens in seiner heutigen Form als Investitionen betrachten – der ROI wäre ausschließlich negativ.
Lässt sich da etwas machen? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich mir zwar ein E-Auto kaufen und noch mehr radfahren werde, ich kann auch noch öfter den ÖPNV nutzen, doch all das ändert gar nichts an dem CO2-Fußabdruck, den ich bereits hinterlassen habe.
Irgendetwas rennt da verkehrt. Wenn wir diese Extrem-Mobilität einiger weniger als Gesellschaft tatsächlich brauchen, dann müssen wir uns umweltverträglichere Varianten einfallen lassen. Wir müssen vor allem genau wissen, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. So kann es nicht weitergehen.