Go analog – der perfekte Bleistift

Da sitze ich in der Senator Lounge der Lufthansa am Frankfurter Flughafen. Ich habe mit der LH App auf dem iPhone eingecheckt, habe zuvor das Taxi zum Flughafen mit mytaxi bestellt und bezahlt, und tippe nun auf dem iPad Pro diese Zeilen. Mein Tag ist total digital. Eingerahmt von Screens verbringe ich viel Zeit mit den digitalen Helferlein und bin froh, dass es sie gibt. Selbst das Video, dass ich euch gleich empfehlen werde, konnte ich nur finden, weil ich nachts beim Surfen im Netz auf diesen genialen Ted Talk gestoßen bin.

Doch dann findet man einen Film wie „Why the Pencil is perfect“ und erinnert sich daran, wie toll das Schreiben mit dem Bleistift ist. Ich kann ja dann nicht anders. Ich recherchiere kurz die Infos, die es zu den Bleistiften gibt, und finde heraus, was es mit dem Blackwing und dem Dixon auf sich hat. Dann lese ich, dass die Ursprünge von Blackwing bei Faber-Castell liegen – und lande auf der Seite von Faber-Castell, dem vielleicht genialsten Hersteller von Bleistiften (das mag Stabilo jetzt sicher nicht hören :)). Und was finde ich dort: Perfekter Bleistift. Eine Produktserie von Faber-Castell, die den schnöden sechseckigen Bleistift für die Traveller unter uns handhabbar macht.

Ineffizient, aber schön

Ich konnte es nicht lassen: Ich musste bei der nächsten Gelegenheit in einen Schreibwarenladen gehen und mir den „Perfekten Bleistift“ kaufen. Tja, und was ist passiert: Ich habe mal wieder die Schönheit des Schreibens mit der Hand, die andere Art des Denkens mit dem Stift in der Hand entdeckt. Es ist so wohltuend, mich nur aufs Papier zu konzentrieren, wenn ich in mein Moleskine Notebook schreibe [1]. Es ist so sinnlich, wenn die Bleistiftspitze beim Drehen im eingebauten Spitzer entsteht. Es ist einfach viel bereichernder als das Denken mit dem iPad. Ja – es ist leider einfach nicht effizient. Das Schreiben, das Kritzeln, das langsame Spitzen, das Unterbrechen des Denkens durch das Spitzen des Bleistifts, oder die Tatsache, dass ich dann doch die Texte, zum Beispiel für diesen Beitrag, in meinen elektronischen Helfer tippe.

Mit dem Stift in der Hand den Geist öffnen

Doch beim Denken mit dem Stift in der Hand entsteht eine andere Qualität. In mir entsteht eine Atmosphäre, die auf fast magische Weise meine Kreativität und meine Lust am Schaffen anregt. Eine, die mich entschleunigt und die mir dabei hilft zu fühlen, dass in dieser Entschleunigung die eigentliche Produktivitätsteigerung liegt. Eine, die mich dabei unterstützt, den eigenen Kompass zu finden. Die Beschleunigung durch den Chip, durch den Computer vor mir auf dem Tisch, lässt mich zwar den Alltag schneller bewältigen, doch sie verhindert, dass ich kontemplativ meinen Weg finde. Sie verhindert die Offenheit, die von Richard Sennett in seinem neuem Buch „Die offene Stadt“ als die so notwendige Komponente des Denkens in der modernen Zeit gesehen wird.

Also, greift zum Bleistift! Es muss ja nicht der „perfekte Bleistift“ sein. Obwohl er schon wirklich toll ist.

[1] Ihr werdet jetzt sicher sagen: Spinnt der, hier eine Marke nach der anderen zu erwähnen. Wird der bezahlt? Nein werde ich nicht. Und ich schreibe auch kein Review, doch es ist für mich einfach etwas anderes, ob ich die Geschichte hinter den Produkten gut finde (selbst, wenn sie aus Marketinggründen, wie bei Moleskine, erfunden sind), oder ob ich einfach ein No-Name-Produkt wähle, das natürlich in der Regel genauso gut ist.

 

Foto: pixabay – Monoar