“Wann liest du das alles?”, fragte mich eine Freundin kurz vor einem Seminar. Ich hatte mit ihr über ein Buch gesprochen, in dem ein tolles Beispiel für einen Sachverhalt vorkam, das uns in der Diskussion weiterbringen konnte. Ich antwortete lapidar: “Ständig.”
Ich lese im Zug, im Flieger, im Bus. Ich höre beim Autofahren, auf dem Fahrrad oder beim Spazierengehen Hörbücher. Vielleicht sollte ich es endlich einmal systematisch notieren, doch nach meiner eigenen Einschätzung lese ich im Schnitt jede Woche ein Buch, zig Blogbeiträge und hunderte von Twitter-Messages. Seitdem ich mit 9 Jahren die Stadtbücherei auf der anderen Seite unserer Straße entdeckt habe, lese ich extrem viel. Leider haben mich – im Gegensatz zu einem guten Freund – die Klassiker nie wirklich interessiert, daher zähle ich mich selbst immer noch zu den Bildungsbanausen.
Lernen außerhalb der Spezialistenbubble
Doch vor ein paar Monaten ist mir der Ausbruch aus meiner Spezialistenblase gelungen. Seit einiger Zeit vertiefe ich mich nicht mehr ausschließlich in meinen Spezialgebieten Führung und Organisationsentwicklung. Nein, ich sehe mir auf YouTube Videos über Minimalismus, Reisen, Camping und Fahrradfahren an. Und wenn ich mir etwas anschaue, dann lese ich auch die entsprechenden Bücher dazu. Derzeit lese ich gerade Robert Penn, “It´s all about the bike” von Robert Penn (? hier eine Rezension), schnuppere in “Die Philosophie des Radfahrens” und höre begeistert das neue Buch von Gerald Hüther, Sven Ole-Müller und Nicole Bauer – “Wie Träume wahr werden: Das Geheimnis der Potentialentfaltung”. Auf diese Weise nehme ich pro Woche die Inhalte von ein bis zwei Büchern auf.
5 Stunden pro Woche für das Neue
Wie das geht? Ich kann es euch nicht sagen, aber vor kurzem bin ich über das Video “Why constant learners all embrace the 5 hour rule” gestolpert. Ohne es je als Prozess für mich formuliert zu haben, hat es mir klar gemacht: Ja, für mich ist das Lernen natürlich. Ich brauche es wie der Fisch das Wasser, um zu leben. Ich lese, höre mir Vorträge an, gehe zu Konferenzen und schaue eine Doku nach der anderen. Auf meine Stunde Lernen komme ich so locker am Tag.
Wichtig ist für mich dabei: Ich lasse mich treiben. Beim Lesen, beim Schauen, beim Zuhören bemerke ich, ob mich etwas fasziniert, und dann lese ich weiter und weiter und weiter, bis mich etwas anderes interessiert.
Meine Umwelt nervt das hin und wieder, denn ich setze das Gelesene in der Regel auch für mich um. Fragt mal meine Frau, wie viele Stunden ich mit dem Finden, Auswählen und Ausprobieren des richtigen Reiserads verbracht habe. Jetzt habe ich das richtige Rad für mich gefunden, und ich bin in den letzten drei Monaten mehr Fahrrad gefahren als in den ganzen 30 Jahren zuvor.
Das ist für mich das wichtigste Prinzip des Lernens: Umsetzen ist wichtiger, als darüber zu reden. Muss alles umgesetzt werden? Nein — nur so viel, bis das nächste Ziel erreicht ist.