Unternehmen müssen sich ständig anpassen, indem sie das interne Wissen managen und erweitern. Dass das Lernen in einer Organisation wichtig ist, erkennt ihr daran, dass es nicht erst nach 18 Uhr und an einem gesonderten Ort stattfindet, sondern im Arbeitskontext eingebettet ist.
Mein Gast: Elisabeth Petracs
„Lernen wir voneinander. Lernen wir miteinander und schauen wir uns an, was wir können müssen, um in Zukunft handlungsfähig und erfolgreich am Markt zu sein. Das ist die lernende Organisation“, Elisabeth Petracs.
Elisabeth ist Management Consultant bei borisgloger. Sie hatte ihre ersten Berührungspunkte mit Agilität als Fachexpertin in einem crossfunktionalen Software-Entwicklungsteam in der Telekommunikationsbranche. Seither hat sie auch abseits von der IT zahlreiche Teams begleitet, die ihre Zusammenarbeit und ihre Arbeitsweisen umstellen wollten. Mit der lernenden Organisation beschäftigt sie sich nicht erst, aber besonders intensiv seit ihrem Wissensmanagement-Studium an der Donau-Uni Krems, das sie 2012 abgeschlossen hat und von dessen Netzwerk sie bis heute profitiert.
Ihre Freizeit verbringt Elisabeth am liebsten mit ihrem Sohn auf dem Baseball-Platz oder mit Büchern – sowohl lesend als auch schreibend.
Das sind drei der Hauptpunkte
1. Lernräume schaffen (intern vernetzen)
Elisabeths klarer Favorit ist das Lernen voneinander, also das Aktivieren und Anzapfen der im Unternehmen vorhandenen Wissensressourcen, indem die Kolleg:innen die Gelegenheit erhalten, sich untereinander auszutauschen.
Aber wer soll das alles organisieren? Etwa HR oder die Führungskräfte, die ohnehin schon überlastet sind? Nein – so wichtig diese beiden Funktionen sind. Hier ändert sich ihre Rolle. Die Kolleg:innen sollten bestenfalls, sollten sie es noch nicht können, angeleitet werden, ihr eigenes Lernen selbst zu organisieren. Nehmt euch ein Vorbild an YouTube: HR oder die Führungskräfte könnten eine Plattform zum Mitmachen, Kommentieren und Selbsterstellen bereitstellen. Zu teilen – also das eigene Wissen zur Verfügung zu stellen – ist dabei fast wichtiger, als selbst zu konsumieren. Denn das eigene Wissen hat mit Sicherheit Relevanz für die anderen in der Organisation.
Wenn ihr lieber analog oder mit geringeren Anfangsinvestments starten wollt, schafft für eure Kolleg:innen die Freiheit, einen Teil ihrer Arbeitszeit auf die Weitergabe von Wissen oder das Lernen von anderen zu verwenden. Das geht in Lunch-Sessions – sogenannten Brown-Bag Sessions –, aber auch mit Ansätzen wie Working-Out-Loud. Aus der Softwareentwicklung kennen wir z. B. Pair- oder Mob-Programming. Interessierten, die selbst etwas organisieren wollen, könnte eine Stunde pro Woche dafür zur Verfügung gestellt wrrden. Die Idee: Die Kollegi:nnen sollten selbst Formate zur Wissensweitergabe ausprobieren. Als Nebenprodukt ändert sich ohne weiteren Aufwand die Einstellung zum Lernen: vom Konsumieren von Schulungen hin zum Kuratieren eigener, partizipativer Formate.
2. Lernzeit schaffen
Wie kann man sich die eigene Lernzeit während der Arbeit schaffen? Werft einmal einen Blick in eure Kalender. Auf welches wöchentliche Meeting könntet ihr guten Gewissens verzichten, weil eure Anwesenheit dort keinen Mehrwert bringt? Schon habt ihr 30–60 Minuten gewonnen, in denen ihr stattdessen ein Buch lesen oder euch Tutorials ansehen könnt. Überlegt einmal, wie viel Mehrwert ihr so im Laufe eines Jahres schaffen könntet und was das für euch und eure Organisation bedeutet. Ihr werdet auf diese Weise stetig wissender und das wird allen zugutekommen.
3. Extern vernetzen
Wissen von außen ist Key. Meetups besuchen oder selbst veranstalten kann stundenlanges Selbststudium ersetzen. Ihr werdet überrascht sein, wie viele Einblicke ihr ganz ohne geschniegelte Case Studys und Whitepaper erhaltet, wenn die Speaker einfach aus dem Nähkästchen plaudern. Kommt doch zu einem Meetup von borisgloger oder seht euch die Aufzeichnungen auf Youtube an.
Elisabeth nutzt außerdem die Möglichkeit, an Projekten ihrer Alma Mater teilzunehmen. Das ist einmal eine Leistung im Sinne des öffentlichen Bildungsauftrags seitens der Donau-Uni Krems: Sie lädt ihre Absolvent:innen ein, für mehrere Tage unbezahlt, nur im Austausch für Wissen und Netzwerken, beispielsweise an der Verbesserung des regionalen Gesundheitssystems mitzuarbeiten. Die Absolvent:innen folgen diesem Ruf tatsächlich, weil sich der Aufwand – Zeit gegen Wissen –für sie offensichtlich lohnt.
Im Podcast erfahrt ihr mehr über diese Punkte sowie über sinnvolle Lerninhalte, konkrete Lernformate und warum die Nachfrage nach Wissensmanagement und organisationalem Lernen gerade jetzt so groß ist.