„Nachhaltig heißt langlebig gebaut & effizient programmiert“ – Dr. Dina Barbian

„So wie der Bitcoin programmiert ist, ist er der Klimakiller schlechthin. Mit einer CO2-Steuer würde sich das Schürfen gar nicht mehr lohnen.“

Dr. Dina Barbian
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Mein Gast: Dr. Dina Barbian

Seit sie als eine der ersten in Deutschland ihre Doktorarbeit zum Thema Nachhaltigkeitsökonomie geschrieben hat, versucht sie, die Nachhaltigkeit unter die Leute zu bringen. Dr. Dina Barbian ist Wirtschaftsingenieurin und leitet das Institut für Nachhaltigkeit in Nürnberg. In ihren Vorlesungen verbindet sie u. a. die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Das sind die drei Hauptpunkte

1. Konservativ und nachhaltig passen längst zueinander

In den 90ern waren ökologische und soziale Nachhaltigkeit das Alleinstellungsmerkmal der grünen Parteien. Heute haben auch klassische Ökonom:innen verstanden, dass es hier um die Grundlage fürs Wirtschaften geht. Deshalb ist diese dritte Säule der Nachhaltigkeit, die ökonomische eben, viel wichtiger geworden als früher, sagt Dr. Barbian klar.

Das mag zwar so sein, aber richtig angekommen ist die Sache mit der Nachhaltigkeit noch nicht bei allen Wirtschaftsexpert:innen und Politiker:innen, sonst würden sich nicht so viele weiterhin dagegen stellen (warum sie das tun und dass das mehr mit Nicht-Können als Nicht-Wissen zu tun hat, habe ich hier versucht zu erklären).

2. Relokalisierung statt Globalisierung

Fußgängerstädte, regionale Versorgung, Remote-Arbeiten – die Tendenz geht dahin, dass wir uns in Zukunft im Alltag viel weniger (weit) bewegen werden, weil wir an dem Ort leben, arbeiten und einkaufen werden, wo so ziemlich alles produziert wird, was wir brauchen. Das heißt nicht, dass wir nicht mehr nach Lust und Laune verreisen und uns auch mal auf einer Konferenz vor Ort treffen werden. Aber wir werden uns viel weniger bewegen müssen als bisher oder zumindest noch vor Corona. Und nicht nur wir: Wenn es nach dem Zukunftsmodell von Dr. Barbian geht, werden auch die Produkte, die wir kaufen, in regionalen Kreisläufen produziert und konsumiert werden und nicht um die Erde und zurück geschifft.

Aber was genau bedeutet lokale Produktion für mich als Endkunden und für das Stadtbild? Mehr ökologische Landwirtschaft am Stadtrand? Die Rückkehr der Handwerksbetriebe in die Städte? Kann sich die Masse, die in diesen Städten lebt, diese regional hergestellten Produkte überhaupt leisten? Die Frage nach den Preisen, der Leistbarkeit und ob der Staat die lokale Produktion direkt oder indirekt subventionieren soll, ist auch für Dr. Barbian keine leicht zu beantwortende. Die Politik und die Wirtschaft alleine werden es wohl nicht regeln (zumindest nicht rechtzeitig). Dr. Barbian setzt deshalb auch beim dritten Hebel an, den Konsument:innen, und hier besonders beim Umgang mit Hardware und Software. Siehe nächster Punkt.

3. Modular, reparierbar und nachhaltig programmiert

Hand aufs Herz: Wie regelmäßig tauscht ihr euer Smartphone aus? Achtet ihr beim Neukauf auf die Reparierbarkeit? Wie viele Apps habt ihr auf euren Geräten, private und für die Arbeit zusammengerechnet? Achtet ihr bei der Installation von Apps auf den Energieverbrauch? Ein Tipp: je kleiner, desto effizienter. Als Speicherplatz vor 15–20 Jahren noch ein wirklich knappes Gut war, wurden Softwares schlicht effizienter programmiert und haben wesentlich weniger Energie verbraucht. Liebe Entwickler:innen, grabt das alte Wissen – oder eher das Mindset – wieder aus, hört auf die älteren Kolleg:innen, die es noch kennen, und programmiert sparsame Softwares. Was für Apps gilt, gilt analog übrigens auch für Kryptowährung.

Hört einfach ‘mal rein und lasst mich wissen, was eure Gedanken sind. Ich freu mich über eure Kommentare!