Drei Thesen zur Zukunft von New Mobility – im Gespräch mit Julien Figur

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Alle reden von New Mobility – aber was gehört eigentlich dazu? Weniger Autofahren? Autonome „Gefäße“, die Waren und Menschen von A nach B transportieren? Oder wird „the next big thing“ doch noch E-Mobilität oder Wasserstoff?

Von meinem Gast Julien Figur, der das Buslogistikunternehmen Hanse Mondial leitet und seit über 12 Jahren in verschiedenen Positionen in der Branche tätig ist, lerne ich im neuen Podcast-Gespräch wieder viel dazu: Welches Beförderungsmittel überraschenderweise das nachhaltigste ist, warum Mobilitäts-Startups den Konzernen einen Schritt voraus sind und warum sich der Nachbarschaftsgedanke zu einem großen Trend entwickeln könnte.

Das sind die drei Hauptpunkte

1. Der Bus ist das nachhaltigste Transportmittel

So ganz will ich es zunächst nicht glauben: Busse, in meinen Augen eben auch noch oft Dieselschleudern, sollen das nachhaltigste Beförderungsmittel sein. Die Rechnung dahinter ist aber einfach: Wenn 40-50 Menschen auf das Auto verzichten und stattdessen in einem Bus fahren, nehmen wir gleichzeitig dieselbe Anzahl an Autos von der Straße und sparen damit rund 80 Prozent CO2 und Treibhausgase ein. Im Vergleich zur Bahn ist der Bus damit noch umweltschonender. Das hat auch noch einen anderen Grund: Während die Infrastruktur z. B. durch den Ausbau von Gleisen bei der Bahn permanent angepasst werden muss, ist auf den Straßen alles schon da – und wir müssen uns nur noch in den Bus setzen und losfahren.

2. Startups sind die Treiber von neuen Mobilitätslösungen

New Mobility beinhaltet nicht die eine Lösung, sondern verteilt sich auf viele kleine Geschäftsmodelle, die ihren Beitrag leisten. Deshalb liegt der größte Hebel in Startups, die das Zepter selbst in die Hand nehmen und mit ihren flexiblen Strukturen oft näher an Mobilitätslösungen der Zukunft sind als die Big Player aus der Automobilbranche oder die Deutsche Bahn. Wir wissen ja auch aus dem Silicon Valley: Um als Unternehmen zukunftsfähig zu bleiben, geht es in erster Linie darum, konsequent Neues auszuprobieren.

Mit meinem Gast diskutiere ich, dass das in der Unbeweglichkeit so mancher Konzernstruktur leider nicht so einfach und schnell umsetzbar ist wie in modernen Startup-Strukturen und wir die amerikanische Mentalität dringend bräuchten. Ein weiterer Punkt bereitet uns Sorgen: Solange Klassenkämpfe buchstäblich auf der Straße ausgetragen werden (man denke nur an den langwierigen Streit zwischen der Deutschen Bahn und Flixmobility, dem Betreiber von Flixbus und Flixtrain), und Regularien und Gesetze Innovationen entgegenstehen, mahlen die Mühlen der Neuen Mobilität noch viel zu langsam.

Um die Mobilität der Zukunft ins Heute zu holen, habe ich übrigens mit Andrea Kuhfuß das QLab Think Tank gegründet.

3. Nachhaltige Wohnumfelder werden unsere Lebensrealität

Auf Politik und Unternehmen alleine müssen wir uns aber nicht verlassen. Letztendlich gibt es einen ganz entscheidenden Hebel, der Neue Mobilität vorantreiben kann: Der Einzelne selbst. Sind wir bereit, uns das Auto mit dem Nachbarn zu teilen und gemeinsam zum Einkaufen zu fahren? Oder immer öfters das Fahrrad anstelle des Autos zu wählen? Ein Freund von mir schlägt beispielsweise vor, dass jeder einmal wöchentlich mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Dieser Idee kann ich viel abgewinnen. Auch ich habe das Radfahren zunächst Schritt für Schritt in meinen Arbeitsalltag integriert, heute ist es nicht mehr wegzudenken. Für mich selbst ist die Forderung also leicht nachvollziehbar – aber können wir die vielen Millionen Menschen da draußen auch dafür begeistern? Und was ist dafür notwendig?

Meine Gedanken zielen auf den Um- und Ausbau von ländlichen Regionen. Wir sprechen darüber, dass Städter natürlich in einer privilegierten Situation sind und leichter aufs Auto verzichten können als der Dorfbewohner mit schlechter ÖPNV-Anbindung und wenig Infrastruktur. Eine Lösung könnten große Quartiere, also Wohnumfelder sein, die nachhaltige Faktoren intelligent miteinander vernetzen. Das kann dann so aussehen: Wir nutzen Autos je nach Bedarf aus einem Pool (ohne festes Eigentum) oder wir fahren morgens gemeinsam mit einem Shuttle zur Arbeit, weil in dem Quartier eine hohe Anzahl der Bewohner beim gleichen Arbeitgeber angestellt ist. Kurz: Das WIR steht wieder im Mittelpunkt.

Wo seht ihr Potenzial? Ich freue mich über eure Meinungen und Kommentare zu diesem Gespräch!