Dekarbonisierung beginnt in der Lieferkette – mit Lara Obst (The Climate Choice)

„90 % der Emissionen in Unternehmen werden über die Lieferkette eingekauft. Daher ist jede Einkaufsentscheidung im Grunde eine Klimaentscheidung. Und zwar: Wollen wir Emissionen erzeugen oder reduzieren?“

Lara Obst
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Mein Gast: Lara Obst

Lara baut mit ihrem Unternehmen The Climate Choice eine datenbasierte Plattform für den klimarelevanten Einkauf in Unternehmen. Warum macht sie das? Weil es nachgewiesen ist, dass insbesondere in der Supply Chain die größten Emissionen entstehen. Lara hat auch schon davor im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich gearbeitet. Ihre ganz persönliche Story: Als der Klimarat 2014 in einem Bericht bekannt gab, dass die Erscheinungen des Klimawandels schon Mitte statt Ende unseres Jahrhunderts in voller Härte zu spüren sein werden, war für sie klar: Es ist allerhöchste Zeit, mehr zu tun.

Das sind die drei Haupterkenntnisse

1.     Der größte Hebel für die Transformation ist, dem Geldstrom zu folgen.

„Es gibt nicht nur dieses Schwarz und Weiß, diesen Dualismus von Schuldigen und denen, die es wieder richten […] Ich glaube, da kommen wir schnell zu einem Game-Theory-Problem, mit dem sich keiner mehr so richtig bewegen kann.“ Das kann nicht das Ziel sein. Es geht eher darum, mit den zukünftigen Generationen nach vorne zu schauen, um den größten Hebel zu finden, mit dem man die Klimaproblematik angehen kann. Für Lara Obst ist es kein Geheimnis, wo dieser zu suchen ist: „In unserem heutigen System ist der größte Hebel, dem Geldstrom zu folgen.“

Mittlerweile zeigen viele Analysen, dass die größten Geldflüsse auch die meisten Emissionen erzeugen. In den Unternehmen betrifft das vor allem die Lieferketten. Da in der Supply Chain bis zu 90 % der Emissionen anfallen, gilt es, hier Verantwortung zu übernehmen. Die gute Nachricht: Wo Verantwortung, da auch Chancen.

Mit den richtigen Klima-Investitionen lässt sich nicht nur eine nachhaltige Entwicklung, sondern auch der eigene Geschäftserfolg sicherstellen. Die zentrale Frage ist dabei, wie wir diese Investitionskraft überhaupt daran binden können, dass sie einen Klimaimpact hat. Dass das möglich ist, sehen wir gerade auf der politischen Ebene, wo zum Beispiel mit der EU-Taxonomie einschneidende Regelungen beschlossen wurden.

2.     Wir können es uns nicht leisten, nicht in den Klimaschutz zu investieren.

Das gilt auf gesellschaftlicher Ebene, aber auch für jedes einzelne Unternehmen. Die Gelder, die wir in die Entwicklung klimafreundlicher Geschäftsmodelle stecken, sind keine leeren Kosten, sondern Investitionen. Hier geht es um die eigene zukunftsorientierte Positionierung. Und das betrifft besonders auch den Bereich Beschaffung.

Für Unternehmen ist eine klare Klimastrategie also längst nicht mehr nur „nice to have“, sondern essenziell und alternativlos. „Viele werden ihre Geschäftsbeziehungen in Zukunft nur so aufrechterhalten können“, ist Lara Obst überzeugt.

Die Klimabilanz und der eigene Standpunkt zur Nachhaltigkeit können schon heute erfolgsentscheidende Faktoren sein. Bei Vertragsverhandlungen, Finanzierungsrunden und natürlich bei den Endverbrauchern. Tendenz steigend.

3.     Klimatransformation ist ein planbarer Prozess.

Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem nicht mehr nur die Idealisten in der ersten Reihe stehen und eine Transformation fordern. Angesichts der Beschlüsse auch auf politischer Ebene sind Unternehmen einem hohen Handlungsdruck ausgesetzt, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und Strategien für eine Klimatransformation zu entwickeln. Aber wie starten? Und womit?

Der erste Schritt sollte sein, den Status-quo im Unternehmen hinsichtlich Klimamanagement, -strategie und -leistung sowie die Minimalanforderungen am Markt zu erheben. Die Software von The Climate Choice führt beispielsweise einen datengestützten Check des Unternehmens durch. Der Analyse-Prozess basiert dabei auf Teilen der EU-Taxonomie und Kriterien der TCFD sowie des nachhaltigen Reportings.

Nach der ersten Standortbestimmung braucht es dann gezielte Handlungsempfehlungen. Das können konkrete Dekarbonisierungsmaßnahmen sein, wie die PV-Anlage am Dach oder ökologischere Mobilitätslösungen, aber auch qualitative Veränderungen, wie eine Umstellung des Managements oder der Zertifizierung. Dabei ist der entscheidende Erfolgsfaktor in der Praxis – wie so oft – eine sinnvolle Priorisierung.

Hört mal in den Podcast rein und holt euch spannende Anregungen, wie man mit den Geldströmen im und aus dem Unternehmen heraus Emissionen verringern kann und was es braucht, um die ersten Schritte zu setzen. Ich freu mich über eure Gedanken dazu!