Investieren, aber bitte mit Impact – mit Dr. Ralf Lütz (BNP Paribas)

„Nicht alles, was gut für den Klimaschutz ist, ist gut für die Biodiversität. Aber alles, was gut für die Biodiversität ist, ist zwangsläufig gut für den Klimaschutz.“

Spätestens mit der COP 2015 und dem Pariser Klimaabkommen war klar: Nachhaltigkeit wird nicht nur ein großes Thema für Regierungen und die Industrie, sondern auch für Finanzdienstleister. Heute liegen mit der Taxonomie konkrete Regelungen vor, um die Geldströme in nachhaltigere Bahnen zu lenken. Aber was bedeutet das für die Banken? Und wie können sie Unternehmen bei der Nachhaltigkeitstransformation begleiten? Mein Gast in dieser Podcast-Episode gibt spannende Einblicke aus der Praxis.

Mein Gast: Dr. Ralf Lütz

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Wenn sich einer im Finanzwesen auskennt, dann Ralf Lütz. Er blickt auf über 25 Jahre Erfahrung in Banken zurück und verantwortete während dieser Zeit unterschiedlichste Themen. Der Volkswirt kommt ursprünglich aus dem Corporate and Institutional Banking, war lange als Kundenbetreuer in verschiedenen Produktbereichen tätig und baute schließlich den neu geschaffenen Bereich Sustainable Advisory & Business bei der BNP Paribas in Deutschland mit auf. Damit bearbeitet er heute ein Thema, das ihn schon während seines Studiums fasziniert hat: wie man die vermeintliche Rivalität zwischen Wirtschaft und Nachhaltigkeit auflösen kann.

Das sind die drei Hauptpunkte

1. Wie verankert man Nachhaltigkeit in der Bank?

Put your money where your mouth is! Die BNP Paribas hat sich das zu Herzen genommen und das Thema Nachhaltigkeit auf Managementebene priorisiert. Ralf Lütz sieht darin einen wesentlichen Schritt: „Es ist sehr wichtig, das Thema zentral und hoch, beim Vorstand, idealerweise beim CEO anzusiedeln. Damit klar nach außen und innen kommuniziert wird: Das ist ein strategisches Thema für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.“

Die Bank hat es so geschafft, ihr Kreditgeschäft zu transformieren. In zwölf Industrie-Richtlinien sind klare Bedingungen festgelegt, ob bzw. wie man Firmen mit CO2-abhängigen Geschäftsmodellen als Finanzierer begleiten kann. Damit übernimmt die BNP Paribas – ganz im Sinne der Taxonomie – Verantwortung und betreibt auch langfristige Risikobegrenzung: „Wenn ich heute einen Kredit vergebe, muss ich beachten, was ich mir neben den wirtschaftlichen noch an sonstigen Risiken einkaufe, die sich noch gar nicht in Geldeinheiten messen lassen. Reputationsrisiken zum Beispiel“, erklärt Ralf Lütz.

Die BNP Paribas nutzt also den größten Hebel, den sie als Dienstleisterin hat: ihr Investitions-Know-how. Dabei tritt sie in der Rolle des „Enablers“ auf, der Expertise einbringt und die Firmen zu Sustainable Finance berät (v. a. in den Lieferketten gibt es hier Potenzial). Die Bank ist außerdem Teil der EU-Plattform für Sustainable Finance, die bei der Entwicklung der Taxonomie berät, und war im letzten Sustainable-Finance-Beirat der deutschen Bundesregierung vertreten.

2. Man muss den eigenen CO2-Fußabdruck kennen, um ihn zu reduzieren.

Nachhaltigkeitskennzahlen können ausschlaggebend dafür sein, ob eine Finanzierung zustande kommt oder nicht. Große Unternehmen feilen daher schon seit Jahren an ihren Nachhaltigkeitsbilanzen. Aber sogar im Konzernumfeld fehlt es oft noch an Daten und der nötigen Vernetzung, um die entsprechenden Kennzahlen schnell und präzise zu ermitteln. Im Mittelstand gestaltet sich das teils noch schwieriger.

„Ich habe kürzlich mit einem Unternehmen gesprochen. Dabei ging es um eine Transaktion, die wir strukturieren wollten. In den meisten Industrien ist es üblich, die Reduktion des CO2-Fußabdrucks als Nachhaltigkeits-KPI zu definieren. Und dann sagte man mir in diesem Unternehmen: Ja, das können wir für Deutschland per Knopfdruck, aber schon in der EU wird es kritisch“, erzählt Ralf Lütz.

Er empfiehlt daher, möglichst breite Datensätze zu erheben: „Ich kann Ihnen nur sagen: Daten sammeln, Daten sammeln, Daten sammeln. Sie wissen nicht, wann Sie diese brauchen. Vielleicht nicht heute, morgen oder übermorgen. Aber ich schwöre Ihnen: Spätestens am Ende der Woche werden Sie diese brauchen.“

3. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Biodiversität und CO2

CO2 reduzieren und dann ist alles gut? Die BNP Paribas vertritt mittlerweile eine spannende Position, die darüber hinausgeht. „Nicht alles, was gut für den Klimaschutz ist, ist gut für die Biodiversität. Aber alles, was gut für die Biodiversität ist, ist zwangsläufig gut für den Klimaschutz“, zitiert Ralf Lütz Frauke Fischer. Die Beispiele, die man sich dazu angesehen hat, bestätigen das. In keinem Fall führte der Fokus auf den Erhalt und die Förderung der Biodiversität zu steigenden Emissionen. Umgekehrt könnte ein Agrarkonzern theoretisch CO2 reduzieren und trotzdem große Fläche im Amazonas abholzen, um dort weitere Monokulturen anzubauen.

Sollten wir also Biodiversität höher als CO2-Reduktion priorisieren, wenn es um den Umweltaspekt von Nachhaltigkeit geht? Am Ende müssen wir beides angehen. Mit der Biodiversität scheint aber eine bessere Ausgangsposition gegeben. Weil Biodiversität jedoch schwieriger messbar ist als CO2, sieht Ralf Lütz die Unternehmen gefordert, erst einmal die möglichen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die Biodiversität festzustellen. Hier tappen die meisten Firmen noch im Dunkeln.

Völlig klar ist hingegen schon heute, dass viele Geschäftsmodelle von einer intakten Biodiversität abhängen. Es ist nicht nur aus einer Umwelt-, sondern auch aus Unternehmensperspektive sinnvoll, in das Thema zu investieren. Hier ein gutes Beispiel.


Hört einmal rein in den Podcast und lasst mich wissen, was eure Gedanken sind. Ich freue mich über eure Kommentare!

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