Die drei Treiber des Nachhaltigkeitstrends im Business – mit Helene Valadon, borisgloger consulting

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Was ist das größte Zukunftsthema, auf das ich mein Unternehmen vorbereiten muss? Eine der fähigsten Beraterinnen für Agilität, die ich kenne, meint dazu: “Beschäftige dich mit dem Thema Nachhaltigkeit und aktiviere deine Mitarbeitenden dafür.” Das nehme ich mir zu Herzen.

Mein Gast: Helene Valadon, borisgloger consulting

Helene und ich arbeiten seit über zehn Jahren bei borisgloger consulting zusammen. Als ich sie kennenlernte, war sie Beraterin für EU-Projekte und fragte sich, warum man für Forschungsvorhaben, die über mehrere Jahre laufen, genau festlegt, was am Ende herauskommen muss. Das war einer der Gründe, warum ich sie als ScrumMaster angeheuert habe. Heute nennen die Kollegen und Kolleginnen sie unseren „Consulting Angel“, weil sie nicht nur Kunden zur Agilität berät, sondern auch unsere internen Teams. Seit kurzem und zu unserem Glück ist sie auch unser „Sustainability Angel“. Sie sorgt dafür, dass Nachhaltigkeit bei uns auf der Agenda bleibt.

Wir sprechen darüber, was das Thema Nachhaltigkeit in den Unternehmen antreibt, auf welche Zeichen Entscheiderinnen und Entscheider achten müssen und wo wir als Beraterinnen und Berater für Agilität ansetzen können.

1. Regulatorik – oder wenn die EZB Druck macht.

Der New Green Deal steht vor der Tür, die EU und die USA setzen das Thema Dekarbonisierung auf die Agenda. Die EZB steuert mit Themen wie Sustainable Finance die Branche nicht nur mittelfristig, sondern schon jetzt sind die Konsequenzen erkennbar. Nachhaltigkeitsberichte schreiben, Emissionen kompensieren, Kredite für nachhaltige Investitionen zu vergeben und das regulatorisch zu verankern, ist wichtig. Doch die Gefahr ist, dass wir uns im Regulatorik-Dschungel verlieren. 

Das Ziel muss doch sein, die Regulatorik nur als Leitlinie, nicht als Bremser zu sehen. Deshalb nutzen wir unseren Hebel als agiles Beratungsunternehmen, um Unternehmen bei der Transformation hin zur Nachhaltigkeit zu unterstützen, so wie wir es bisher schon beim großen Thema Digitalisierung machen. Darüber habe ich letzte Woche ausführlich mit Stefan Roock gesprochen.

2. Nachhaltige Unternehmen sind profitabler.

Nachhaltige Geschäftsmodelle werden Unternehmen transformieren. Wenn wir Nachhaltigkeit aber nur als ein regulatorisches Thema sehen, um das wir uns nur kümmern, um Strafen zu vermeiden und die Zivilgesellschaft bei Laune zu halten, dann ist das eben nicht nachhaltig. Sobald der Wind wechselt, ist alles wieder beim Alten. Ich schlage stattdessen vor, sich diverse Studien anzusehen (z. B. diese hier), die nahelegen, dass Unternehmen langfristig nicht weniger erfolgreich sind, wenn sie Nachhaltigkeitsmaßnahmen einführen.

Und was heißt das für die Wirtschaft? Nachhaltige Geschäftsmodelle werden sich durchsetzen, wenn wir sie entlang der neuen Wertschöpfungsketten denken. Wenn immer mehr Unternehmen zum Beispiel nur mit Zulieferern arbeiten, die nirgendwo auf der Welt Kinderarbeit unterstützen oder Regenwald abholzen, dann werden die Zulieferunternehmen sich anpassen und diejenigen, die es nicht tun, verlieren ihre Marktanteile.

Aber natürlich reicht es nicht, die Nachhaltigkeit „auszulagern“ – also nur darauf zu schauen, ob die anderen, etwa die Zulieferer, nachhaltiger sind. „Einlagern“ ist auch keine gute Idee, was Helene richtigerweise sagt: Mit der Nachhaltigkeit ist es wie mit der Innovation. Wir dürfen sie nicht zur Sache einer Abteilung machen. Sie muss integraler Bestandteil aller Unternehmenstätigkeiten werden. Innovation, Agilität und Nachhaltigkeit, sind zentrale Themen der Wertschöpfung in allen Unternehmensbereichen. Das heißt, wenn ihr ein Unternehmen nachhaltiger machen wollt, dann verändert ihr dessen DNA. Dann sprechen wir von einer Transformation und die passiert nicht über Nacht.

3. Employer Branding: Nachhaltige Geschäftsmodelle ziehen die Talente an.

Ich nehme gerne das Beispiel der leidenschaftlichen Programmiererin, die bei der Arbeit mittelmäßige Leistungen erbringt, zuhause aber in die Nacht an Open-Source-Software mitprogrammiert. Wenn ihr Menschen führt, dann gebt ihnen Freiheiten und ihr werdet überrascht sein, was sie erreichen. Dasselbe gilt für Nachhaltigkeit: Wenn Mitarbeitende sich in ihrer Freizeit engagieren oder besonders aufs Mülltrennen und Energieschonen achten, dann gebt ihnen Kanäle, um das Unternehmen zu verändern! Das ist langfristig nicht nur gut für die Wertschöpfung, sondern macht das Unternehmen auch zu einem attraktiveren Arbeitgeber für andere engagierte Menschen.

Helene hat bei uns eine Nachhaltigkeitsgilde ins Leben gerufen und eine Einladung an alle Kolleginnen und Kollegen ausgesprochen. Anders als bei einer Abteilung kommen die Gildenmitglieder aus verschiedenen Teams und arbeiten normalerweise nicht in dieser Konstellation zusammen. Sie motivieren und unterstützen sich dabei, sich persönlich weiterzuentwickeln, beispielsweise indem sie ihren Konsum hinterfragen. Sie identifizieren aber auch Möglichkeiten, wie wir als Unternehmen nachhaltiger werden können und leiten davon konkrete Schritte ab. Und sie überlegen, wie wir unsere Kunden unterstützen können, nachhaltiger zu werden. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass bei uns, seit es die Gilde gibt, insgesamt mehr über Nachhaltigkeitsthemen gesprochen wird. Auch die neuen Kolleginnen und Kollegen merken gleich von Beginn an, dass uns das wichtig ist und bringen sich ein.

Hört einmal rein in den Podcast und lasst mich wissen, was eure Gedanken sind. Ich freu mich über eure Kommentare!

Hier findet ihr unseren Nachhaltigkeitsbericht, über den Helene im Podcast spricht.