Umdenken im Kopf – mit Dagmar Hebenstreit (Agileus)

„Neue Ansätze – ob Arbeitsformen oder Produktinnovationen – brauchen Raum. Das heißt umgekehrt nicht, alles Alte über Bord zu werfen. Vielmehr gilt es, das Beste aus beiden Welten zu verbinden.“

Dagmar Hebenstreit

Mein Gast: Dagmar Hebenstreit

Bevor Dagmar mit ihrem Vater die Agileus Consulting GmbH gründete, war sie in der klassischen Management- und Strategieberatung angestellt. Vor einigen Jahren hatte sie genug von den zum Großteil tradierten Prozessen und dass sie bei Vorgesetzten kein Gehör für eine andere Herangehensweise fand. Auf der anderen Seite wollte sie selbst Vorbild sein: mit einem Führungsstil, der viel Freiheit erlaubt.

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Den Technologiemarkt umkrempeln und dabei immer Teil des Teams und des Kundenprojekts sein – das ist das, was Dagmar heute antreibt, wenn sie Unternehmen ganzheitlich berät.

Das sind die drei Hauptpunkte in Kürze

1. Das „Volk der Ingenieure“ – ein Volk mit Tunnelblick?

Viele Jahrzehnte waren wir insbesondere in der physischen Produktentwicklung Weltmeister. Klar, erfolgreich sind wir in Branchen wie dem Maschinenbau oder der Medizintechnik noch immer, aber Länder wie China laufen uns langsam den Rang ab. Liegt es daran, dass wir uns auf unserer Spezialistenrolle ausruhen? Je tiefer wir uns in die Fachrichtungen reingebohrt haben, desto begrenzter wurde der Wirkungsspielraum, meint Dagmar. Und dann sind da noch die ganzen Regularien, die wohl zu Angst und falsch verstandener Sorgfalt führen. Das wiederum veranlasst Unternehmen, immer neue Prozesse aufzusetzen, die völlig unnötig sind.

2. Transformationen greifen oft zu kurz

Unternehmen wollen zwar effektiver werden, beispielsweise mit Hilfe agiler Ansätze, scheitern dann aber genau an dieser Denkweise: Wir haben jetzt ein Rezept, z. B. Scrum – und verändern doch im Kern nichts. Noch schlimmer: Auf unsere alten Prozesse schreiben wir „agil“ drauf, reduzieren aber nichts Überflüssiges. Wie geht es anders? Wir müssen loslassen: erlernte Arbeitsprozesse und Strukturen sowie den Gedanken, dass wir etwas anderes als uns selbst brauchen, um Veränderungen in Gang zu setzen. Das machen wir auch unseren Kunden immer wieder klar: Die agilen Prinzipien helfen euch dabei, eurer Zusammenarbeit einen Rahmen zu geben – der Wille zur Veränderung und auch der Mut, Dinge einmal anders zu machen, muss von euch kommen.

3. „Arbeiten, um zu leben“ war gestern

Wir wissen: Unternehmensstrukturen gehen immer auf die jeweilige Kultur zurück. Und kulturstiftend ist als Erstes die Führung. Deshalb, sagt Dagmar, wendet sie in ihrem Unternehmen auch konsequent selbst agile Prinzipien an. Die Erfahrungen, die sie macht, decken sich mit meinen: Mitarbeitende fühlen sich selbstwirksam, wenn sie selbst die Entscheidungen treffen und das wiederum motiviert enorm. Auch in der Pandemie hat sich ja gezeigt, wie produktiv die Leute im Homeoffice waren und wie gut virtuelle Kollaborationstools zur Zusammenarbeit funktionieren. Fatal wäre, wenn Unternehmen noch immer nicht erkennen würden, dass sie langfristig nur so Mitarbeitende finden und halten – indem sie größtmögliche Selbstbestimmung bei der Arbeit zulassen.


Hört mal rein, wenn ihr wissen wollt, welche Rolle die Software in der Hardware spielt, welchen Stellenwert das Kund:innenerlebnis hat und warum Covid-19 ein Weckruf für Deutschland war.

Das Titelbild hat Dagmar Hebenstreit zur Verfügung gestellt.