Nachhaltiges Banking bei der GLS – im Gespräch mit Dirk Kannacher

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Starre Strukturen, bröckelnde Geschäftsmodelle und damit verbundener Stellenabbau: Die Bankenbranche hat aktuell nicht den besten Ruf. Umso bemerkenswerter ist das Beispiel der GLS Bank, die sich seit ihrer Gründung in 1974 krisensicher aufgestellt hat – mit dem Ziel, die Grundbedürfnisse des Menschen abzudecken. Und egal, ob es um die Finanzierung in den Branchen “Erneuerbare Energien”, “Bildung & Kultur”, “Soziales & Gesundheit”, “Ernährung”, “Wohnen” oder “Nachhaltige Wirtschaft” geht: Das Prinzip der konsequenten Transparenz leitet die GLS Bank an.   

Mein Gast Dirk Kannacher ist Nachhaltigkeitsdenker und Ermöglicher. Er ist seit rund 11 Jahren bei der GLS Bank und seit Oktober 2017 Mitglied des Vorstands. Ich spreche mit ihm über die Zukunft der Bankenbranche, die Notwendigkeit zur Veränderung und die Vorbildfunktion von Unternehmenslenkern.

Das sind die drei Hauptpunkte:

1. Die Vermittlerfunktion kommt großen, internationalen Banken abhanden

Lasst mich mit einem Beispiel beginnen, das mein Verständnis von Banken erklärt: Mit 19 Jahren überlegte ich kurzzeitig, einen Kredit aufzunehmen und mir eine Wohnung zu kaufen. Von Vorteil: Die Mieteinnahmen wären höher gewesen als die monatlichen Raten. Ergo ermutigte mich die Bank zu diesem Schritt, den ich dann doch nicht gemacht habe. Aber – und das ist der Punkt: Meiner Meinung nach hat die Bank mit dieser Beratung genau das getan, was ich von ihr als Institution erwarte: Sie sorgt dafür, dass die Wirtschaft funktionieren kann. Das tut sie, indem sie eine Mittlerfunktion zwischen Unternehmen und Menschen einnimmt, die ihr Geld auf Konten parken und denen, die einen Kredit benötigen und sich dieses Geld leihen. Mit Dirk spreche ich darüber, dass dieser Ursprungsgedanke zwar bei deutschen Banken noch verankert ist, bei den großen, internationalen Banken aber nur noch wenig Raum einnimmt.

2. Klassische Banken wird es in wenigen Jahren nicht mehr geben

Banken und ihre Kunden sind mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert: Der Null- oder gar Minuszins, die Zinsmarge – also das Verhältnis zwischen Einlagen und Kredit – und die gestiegene Regulatorik. Dazu kommt der große Bereich der Digitalisierung und die damit verbundene Prozesseffizienz. Gleichzeitig verändern sich die Wünsche der jungen, technologieaffinen Kundengeneration. Das klassische Geschäftsmodell der Banken ist also gefährdet und benötigt neue Ansätze und Lösungen, um den Herausforderungen der Zeit zu begegnen.

3. Kulturveränderung fängt an der Spitze an

Man kennt es: Viele Unternehmen möchten die Unternehmenskultur zum Positiven hin „ändern“ und stellen extra Personen ein, die diese undankbare Aufgabe federführend übernehmen sollen. Dabei ist Kultur nichts, das man aktiv steuern kann. Vielmehr formiert sich Kultur aus sich selbst heraus und orientiert sich dabei an Werten und Vorbildern. Deshalb gibt es bei der GLS Bank keine Dienstautos, auch nicht für die Vorstandsmitglieder. Denn wie kann ein Unternehmen Nachhaltigkeit propagieren, wenn es diese nicht selbst lebt – angefangen bei der Führungsspitze? Dirk und ich sind uns einig: Das „Vormachen“ der Führung ist die wichtigste Aufgabe, wenn eine Kulturänderung und ein Bewusstsein für Themen wie Nachhaltigkeit geschaffen werden sollen. Das nehme ich mir selbst schon lange zu Herzen: Was nützt es, wenn ich meinem Team Fahrräder zur Verfügung stelle, selbst aber nur mit dem Auto zur Arbeit fahre? Die 16-Kilometer-Fahrt von meinem Zuhause in die Innenstadt ist bei mir mittlerweile zur Gewohnheit geworden – und das Sportstudio spare ich mir obendrein auch noch.

In welchen Bereichen seid ihr Vorbild für eure Kolleginnen und Kollegen? Ich freue mich über eure Meinungen und Kommentare zu diesem Gespräch!