Führung bedeutet, für das Unternehmen zu lernen – mit Tim-Christian Bartsch (EWE NETZ)

„Wenn ich als Führungskraft etwas beurteilen möchte, brauche ich eine eigene Erfahrung, damit ich weiß, was es bedeutet, in diesem Prozess zu sein. Ich brauche einen Beurteilungsmaßstab.“

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Mein Gast: Tim-Christian Bartsch

Wie werden Menschen auf der Bühne wirksam? Tim-Christian Bartsch hat sich schon in Jugendjahren mit dieser Frage beschäftigt. Im selbst gegründeten Debattierclub sammelte er erste Rede-Erfahrung und knöpfte sich im Studium die Rhetorik und Politikwissenschaften vor. Nach seiner Tätigkeit als Redenschreiber im Staatsministerium Baden-Württemberg kam er zum Energiekonzern EWE, wo er aktuell bei EWE NETZ als „Leiter Kompetenzentwicklung“ gemeinsam mit einem kleinen Team wirkt. Seine Aufgabe ist es, durch Kulturarbeit im Unternehmen einen Rahmen zu schaffen, in dem die Mitarbeitenden wirksam werden können. Er selbst hält sich dabei an eine einfache, aber kraftvolle Philosophie: verstehen, verinnerlichen, verkörpern.

Das sind die drei Schlüsselpunkte

1.     Erfolg ist Vertrauenssache

Man hört es immer öfter: „Wir müssen an unserer Kultur arbeiten.“ Was das bedeutet, ist aber oft alles andere als klar und im Zweifel geht man eben wieder wie gewohnt an die Arbeit. Tim-Christian Bartsch hat im Zuge eines größeren Projektes etwas Ähnliches erlebt – aber statt Business as usual zu machen, hat er tiefer gegraben: „Es gibt erfolgreiche und weniger erfolgreiche Projekte. Woran liegt das? Projekte scheitern in der Regel nicht am technischen Verstand, sondern eher am Faktor Mensch, an der Zusammenarbeit und am Umfeld. Es fehlt das Vertrauen“, erklärt er.

Kulturarbeit zielt also unter anderem auf ein vertrauensvolles Umfeld ab. Welche Maßnahmen kann man dazu setzen? „Gib Versprechen und halte sie“, so Bartsch. Sowohl dir selbst, aber auch den Menschen im Umfeld. Im Grunde spricht er damit an, was wir im agilen Kontext mit unseren Commitments meinen. Sein zweiter Tipp: „Mach dich verletzlich.“ Zum Vertrauen gehören immer zwei. Damit Vertrauen zustande kommen kann, muss eine:r die Entscheidung treffen, den ersten Schritt wagen und sagen: „Okay, ich vertraue dir jetzt – auch wenn ich noch nicht weiß, was dabei rauskommen wird.“

2.     Die Energiewende kann nur mit Kulturarbeit gelingen

Wir haben jederzeit Strom, Gas und Co. zur Verfügung, ohne über die komplexen Vorgänge nachzudenken, die im Hintergrund zusammenspielen. Energieunternehmen wie EWE NETZ haben dieses stabile Netz in der Nachkriegszeit als Pioniere mitaufgebaut. Angesichts neuer Technologien und den Herausforderungen der Energiewende sind heute einmal mehr Pionierleistungen gefragt.

Dass EWE NETZ dabei auf die Kulturarbeit setzt, hat einen guten Grund. Das Unternehmen muss Antworten auf Fragen finden, die sich heute eigentlich noch gar nicht beantworten lassen. Soll man überhaupt noch Gasanschlüsse bauen? Geht die Entwicklung in Richtung Wasserstoff? Oder läuft in Zukunft alles mit Elektrizität? Man weiß noch nicht, wie das Netz von morgen aussehen wird und es ist auch noch nicht klar, welche Businessmodelle funktionieren werden. Damit bleibt nur eine Möglichkeit: die Zukunft selbst zu gestalten, also der Sprung ins kalte Wasser.

Für die Organisation entsteht dadurch ein enormes Ausmaß an Komplexität und Ungewissheit. Das bleibt nicht ohne Folgen: „Die bisherigen Muster kommen an die Grenzen und der Schmerz wächst“, erklärt Tim-Christian Bartsch. Genau hier bietet eine funktionierende Kultur wertvollen Rückhalt, Stichwort Purpose. Wenn ich klar formulieren kann, warum ich hier bin, was mir wichtig ist und wofür mein Herz schlägt, habe ich die Kraft und den Mut, das auszuhalten.

3.     Die persönliche Entwicklung von Führungskräften ist der Schlüssel für die gesamte Organisation

Ich bin überzeugt, dass Führungskräfte allein schon dadurch einen wirksamen Rahmen schaffen können, wenn sie verstehen, was möglich ist. Darum ist auch die Visionsarbeit so wichtig: „Erst wenn ich etwas denken kann, kann ich es Realität werden lassen“, sagt Bartsch. Vor allem Führungskräfte in klassischen Hierarchien versuchen aber oft noch immer, Unternehmensprozesse und Ergebnisse aus der Ferne zu beurteilen. Dabei sollte längst klar sein, dass man so keine fundierten Entscheidungen treffen kann.

Das bestätigt auch der Kulturcoach in unserem Gespräch: „Wenn ich etwas beurteilen möchte, brauche ich eine eigene Erfahrung, damit ich weiß, was es bedeutet, in diesem Prozess zu sein. Ich brauche einen Beurteilungsmaßstab.“ Unter diesem Gesichtspunkt sind Führungskräfte umso mehr gefordert, sich persönlich weiterzuentwickeln. Denn wenn die Person in Leitungsfunktion etwas Neues lernt, dann ist das für das gesamte Team relevant, weil dadurch eine ganz andere Klarheit entstehen kann.

In diesem Sinne, liebe Führungskräfte: Geht mal in einen Sprint und schaut euch an, wie die Teams arbeiten. Macht eure eigenen Erfahrungen, bevor ihr schwierige Entscheidungen trefft, und lernt, lernt, lernt – mit dem Wissen, dass ihr das nicht nur für euch, sondern für das gesamte Unternehmen tut.

Hört einfach ‘mal rein, wenn ihr wissen wollt, wie EWE NETZ an der Energiewende arbeitet und welche Rolle die Kulturarbeit im Unternehmen dabei spielt. Euch erwartet ein spannendes Gespräch mit vielen wertvollen Inputs direkt aus der Praxis.

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